- Teleonomie
- Teleonomie[zu griechisch télos »Ende«, »Ziel«, »Zweck« und nómos »Gesetz«] die, -, 1958 von dem amerikanischen Biologen Colin Pittendrigh (* 1918) eingeführter Begriff, der den Anschein teleologischer Phänomene (Teleologie) innerhalb von Organismen, aber auch zwischen Lebewesen einer oder verschiedener Arten kennzeichnen soll. Die Erklärung dieses Anscheins gründet auf der verbesserten darwinschen Evolutionstheorie. Die gegenwärtige Natur gilt dabei als das Resultat einer Entwicklung, die sich über Hunderte von Millionen Jahren vollzog und während derer die dem Überleben von Individuen und Arten nichtdienlichen Variationen (Mutanten) im Laufe der Zeit aus der Vielfalt des Lebendigen wieder ausgemerzt wurden. Klimatische Schwankungen, Naturkatastrophen u. a. konnten erdhistorisch zu großen Veränderungen von Flora und Fauna, z. B. zum Aussterben der Dinosaurier, führen. Die relativ bestangepassten Wesen blieben übrig, ein Querschnitt dieser ist derzeit als rezente Flora und Fauna zu beobachten. Das Konzept der Teleonomie erklärt den Anschein von Teleologie durch eine Theorie von Rahmenbedingungen. Demnach sind die bestangepassten Individuen und Arten, die überlebten, nicht teleologisch auf irgendein Ziel hin orientiert, sondern erhielten sich zufällig als »Evolutionstreffer« unter Myriaden von »Evolutionsnieten«. Kritisch eingewendet wird gegen die teleonomische Betrachtungsweise, dass sie, zu Ende gedacht, zu einer reduktionistischen Theorie der Evolution führt, die das Entwicklungsgeschehen in Analogie zu anorganischen Prozessen wie dem Wasserkreislauf oder dem Uranzerfall begreift.C. Pittendrigh: Adaption, natural selection and behavior, in: Behavior and evolution, hg. v. A. Roc u. a. (New Haven, Conn., 51969);E. Mayr: Evolution u. die Vielfalt des Lebens (a. d. Engl., 1979).
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Te|le|o|no|mie, die; -, -n [zu griech. nómos = Gesetz]: von einem umfassenden Zweck regierte u. regulierte Eigenschaft, Charakteristikum.
Universal-Lexikon. 2012.